Donnerstag, 26. April 2012

Ehrenrunde in der Scheissliga

…die Geister, die ich rief: da schlägt mir einer in den Kommentaren zu meinem letzten Betrag vor, ich könnte ja mal was über Ratingen schreiben weil es da so ruhig sei. Und noch bevor man „Hälst Du wohl die Schn…“ sagen kann, verkünden es die Medien auch schon: Die Ice Aliens werden in der Saison 2012/13 definitiv für die Oberliga melden.
 
 
Rosig hört sich allerdings anders an, denn laut dem Online-Portal der Rheinischen Post habe man keine grosse Wahl gehabt: ein Oberliga-Rückzug hätte den Start in der NRW-Liga sowie eine einjährige Aufstiegssperre zur Folge gehabt. Und auch wenn man lieber in der Regio gestartet wäre, tritt man nun lieber mit einem extrem günstigen Kader voller Junioren in der Oberliga an und lässt sich die Pucks um die Ohren schlagen.
Hätte ich auch gemacht. Die Ratinger Nachwuchsspieler hätten sich bei einer garantierten zweijährigen NRW-Liga-Zugehörigkeit schleunigst verdrückt, und ein von Vereinsseite angepeilter Schnitt von 180 Männeken lässt durchblicken, dass man so oder so mit recht übersichtlichen Fanmengen rechnen dürfte. Da lässt man sich lieber ein Jahr abschiessen und spielt dafür bereits 2013/14 in der Regio. Scheiss Spiel, aber so sind halt die Regeln.
Da fragt man sich natürlich direkt wieder: was ist das eigentlich für ein beschissenes Regelwerk? Nun ja, es ist ja auch eine beschissene Liga: hier beinahe zweitligataugliche Teams, die sich der derzeitigen Ligenzugehörigkeit geradezu schämen. Dort die Amateurmannschaften, die mit allen Mitteln verzweifelt versuchen, die Lücken im Spielniveau zu schliessen ohne dabei pleite zu gehen. HerneNeussTroisdorf raus, NetphenHerford rein, hat alles nicht zu einer ausgeglicheneren Liga beigetragen und bei einem Tausch Ratingen/Herne hätte es gewiss nicht anders ausgesehen. Eigentlich müsste man aus dem ganzen Mist zwei Ligen machen,  spannend wird es doch eh wieder erst in den Endrunden.
So aber würden die Einen lieber in Liga Vier spielen, während die Anderen aus dieser heraus wollen – zumindest die Fans.  Traumhaft schöner facebook-Dialog:  „noch ein Jahr Regionalliga… ich brech´ zusammen!“ – „Musste mehr trainieren!“ Hehe, gut gebrüllt, Löwe.
Der Herner EV indes wird nun gewiss auch nicht wissen, ob er nun lachen oder weinen soll. Alles über die Oberliga Gesagte lässt sich ohne grössere Abstriche auch auf die Regio anwenden. Das einzig Positive ist, dass wir uns - im Gegensatz zu den Aliens – nicht zwischen Pest und Cholera entscheiden müssen.
Rein gefühlsmässig halte ich es nach einer drübergeschlafenen Nacht derzeit mit den guten, alten SUPERPUNK: „Das alles ist nicht schön, aber auch nicht allzu schlimm!“ Rechnen musste man ja eh damit, verbockt hat man es auch selbst und immerhin hat der eigene Nachwuchs ein Jahr mehr Zeit, sich auf die nächsthöhere Scheissliga vorzubereiten. Und obwohl die Aliens nun nicht gerade meine Lieblinge sind, bekommen sie für ihre Entscheidung von mir ein:

Allerdings werde ich den Teufel tun und jetzt eben nicht die etlichen Pros und Cons einer weiteren Herner  RL-Ehrenrunde aufzählen – da warte ich lieber die entsprechenden Forenkommentare ab und ernte per Copy&Paste, hehe!  Aber vielleicht müllt ihr mich auch einfach mit Kommentaren voll. Die könnte ich dann direkt verwursten und müsste mich nicht erst in unendliche Internetwelten bemühen. Einfach mal kommen lassen, das wäre es doch!

Freitag, 20. April 2012

...laaaaangweilig (feat. Anspruch vs. Wirklichkeit)

Und jetzt? Seit einer ganzen Woche hat man nun aber auch gar nix Neues vom Herner EV gehört, was für das Schreiben eines HEV-Blogs nur bedingt hilfreich ist. Die Sommerpause wirft halt ihre Schatten voraus, und auch die Schreiberlinge der EISHOCKEY NEWS versuchen sich zur Vermeidung der Langeweile bereits an alternativen Satzstellungen. „Der üblichen saisonplanerischen Puzzlearbeit gleicht derzeit die Beschäftigung von Indians-Häuptling Christian Künast“ – da gibt sich noch jemand Mühe, den Leser zwischen den Spielzeiten geisig rege zu halten. In Sachen HEV darf man festhalten, dass es zumindest gelang, den WAZ-Artikel relativ fehlerfrei hineinzukopieren und mit einer sensationellen Überschrift zu versehen, wie es nur die EN kann: „Petrozza bildet Duo mit Plate“. Nur über den Musikstil ist man noch uneins.

Das Plate-Petrozza-Duo rockt das Haus

Meine absolute EN-Lieblings-Überschrift stammt übrigens aus dem Jahr 2005 und beschreibt die kannibalischen Tendenzen beim damaligen Leipziger Oberligisten: „Lions leben von der Hand im Mund“. Da kann man nicht einmal von hartem Brot sprechen…
Hach, ist das alles langweilig! Sollte die Verpflichtung von Krystian Sikorski durch die Westfalen-Elche tatsächlich das regionale Highlight der Woche gewesen sein? Dabei hatte Bwin für diese Personalie bereits keine Wetten mehr angenommen, so logisch war diese Verpflichtung. Ist doch immer das Gleiche: keine Kohle = Sikorski, professioneller Anspruch = Gentges. Das ist gar nicht böse gemeint, aber gerade in unseren Breitengraden kann man durch die Trainerwahl viel über die Vereinsambitionen erfahren.
Ein Paradebeispiel sind dabei mal wieder die Moskitos, die auf ihrer Homepage den neuen Coach Markus Berwanger über alles loben und diverse Erfolge aufzählen, aber blöderweise zu erwähnen vergessen dass Berwanger bei seinen letzten drei Stationen die hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte. Damit passt er ideal nach Essen: sein Vorgänger Jan Vondracek wurde vom Hof gejagt weil er es nicht geschafft hat, mit einer unterdurchschnittlichen Mannschaft und dafür ohne Kohle ganz Essen an den Westbahnhof zu locken. Hoffentlich geht´s in Essen bald nicht SO zu:

In Dortmund hingegen scheint man sich bereits daran zu gewöhnen, dass die fetten Jahre wohl erst einmal vorbei sind und die Brötchen kleiner werden. Deutschlands grosse Eishockeyboulevardzeitschrift (s.o.) spricht bei sowas (Trainer weg, Team weg, Sponsoren weg) immer gerne von „Aufbruchsstimmung“.  Sikorski indes dürfte als Gentges´ Vorgänger und Nachfolger in Personalunion wissen, was ihn im Elchgehege erwartet. Und als damaliger Aufstiegstrainer könnte er sich wahrscheinlich sogar sowas hier erlauben...

...und in Dortmund würden sie ihm sogar aufhelfen!

Freitag, 13. April 2012

Natural Born Publikumsbespasser

Bamm! Pünktlich zu Beginn meiner Bloggerkarriere haut der Herner EV die ersten Neuigkeiten ´raus: Carsten Plate wird neuer Trainer, während Frank Petrozza das Amt des sportlichen Leiters übernimmt und auch als Spieler zur Verfügung stehen wird. Wir können also davon ausgehen, dass Frank einen guten Vertrag mit sich ausgehandelt hat, aber genug der Magath-Witze!
 
Ich persönlich bin ein wenig enttäuscht. Das Schulterschluss-Bild auf der Homepage ist nett anzusehen, mir persönlich hätte aber doch ein Original-Grinsekatze-Foto von Frank besser gefallen. Ich meine, erkläre mir bitte mal einer dass dieses Foto hier nicht absolut grossartig ist! Ein „fleundlich Kellchen“, wie meine Freundin zu sagen pflegt. 
In diesem Bild hat unser Zeichner jemanden versteckt, der Spass hat


Die Verpflichtung Petrozzas ist in mehrerer Hinsicht clever: Identifikationsfigur, gut vernetzt, fleundlich Kellchen und so weiter. Ich hingegen finde einen weiteren Aspekt interessant, denn unabhängig davon, ob Antti-Jussi Miettinen bleibt (was meine Freundin übrigens echt knorke fände) oder nicht, hat der HEV mit Petrozza bereits die Königsposition besetzt: die des Publikumsbespassers.
Jeder Herner Eissportinteressierte weiss es: man spielt IMMER zu niedrig, die aktuelle Ligenzugehörigkeit kann nur eine temporäre sein, denn eigentlich ist man zu Höherem berufen! Immer! IMMER!!! Wirklich!!!!!!! Alleine aus diesem Grund würde ich den HEV gerne mal in der DEL erleben: „Was für eine Zirkusliga, ruf doch mal die KHL an!“
Um nun also dem gemeinen Fan die Qualen der derzeitigen Liga halbwegs erträglich zu machen, benötigt man den Publikumsbespasser: einen für die Liga überdurchschnittlich guten Hoffnungsträger, der auf dem Eis für ordentlichen Alarm sorgt und dessen Anwesenheit auch gerne mal etwas Laufkundschaft in die Halle lockt. Doch reicht es bei weitem nicht aus, einfach nur gutes Eishockey zu spielen. Nein, auch ein Charakterköpfchen sollte der Publikumsbespasser sein, spielerische Quallitäten vorweisen und zum Sympathieträger taugen.
Dabei gibt es durchaus unterschiedliche Typen unter den Publikumsbespassern. So waren die Talente bei Rory Rawlyk zum Beispiel relativ gleichmäßig verteilt: ein Kerl wie ein Baum (okay, ein schmaler Baum), der hinten unglaublich abgezockt spielte, gerne den Gegner provozierte und noch dazu ein geselliges Kerlchen war. Shannon McNevan dagegen konnte durch seine Begeisterung und sein sonniges Gemüt die Leute auf seine Seite ziehen, Niels Liesegang wählte einen etwas anderen Ansatz: oftmals begeisternd in spielerischer Hinsicht, lief es gemütsmäßig öfters mal nur so mittelgut. Und Frank Pribil spielte eher in dieser Liga hier:

 
Nun also Frank Petrozza. Der ist nun noch einmal ganz anders. Bereits bei seinem ersten Auftritt in Herne beeindruckte er durch sein Spiel, sein Auftreten und seinen verdammt coolen Bart. Dann ging es nach Heilbronn, Liga Zwei aufmischen, zuletzt stach er bei den weiss Gott nicht schlecht besetzten Dortmunder Elchen heraus. Und überall liebten sie ihn. Weil er Leistung bringt. Weil er andere mitreissen kann. Und weil er bei alldem unglaublich sympathisch ´rüberkommt. Ein geborener Publikumsbespasser. Mittlerweile zählt der gute Mann einundvierzig Lenze, und dennoch ist ganz Herne begeistert. Weil er es halt immer noch drauf hat, das Bespassen! Und wie!!