18h:
Man trifft sich zum vereinbarten lockeren Anschwitzen in der
Schrebergartenschänke unserer Wahl, in Hallennähe gelegen. Alle zum Training
aufgeforderten Teilnehmer trudeln langsam ein, nur der Linksaussen fehlt
unentschuldigt. Der Kindesvater hat dieses Wochenende die lieben Kleinen am
Start, verzichtet daher auf die Übungseinheit und erscheint pünktlich zu
Spielbeginn.
18.15h:
Es wird voll; andere Gleichgesinnte bevölkern das Trainingsgelände: ein Rudel alteingesessener
Hallenbesucher frönt freudig dem Schocken, eine Gruppe junger
Stimmungsaktivisten geht bei einer letzten Cola nochmals die geplanten
Tanzschritte für das Spiel durch – alles so wie immer.
18.30h: Textnachricht vom
Linksaussen: er würde jetzt erst aufbrechen; dass sei aber nicht schlimm da der
Gegner ja eh später kommt. Noch glaubt man an eine schlechte
Adendorfanspielung.
18.45h: Ein Blick ins Netz
bestätigt: Darmstadt wird nicht vor 20h an der Halle erwartet; die A45 wurde
gesperrt. Man selbst nimmt es gelassen, bestellt nach und zerrt einen
Sechziger-Jahre-Witz aus seiner wohlverdienten Ruhe: Der Unterschied zwischen
einer Autoschlange und einer richtigen Schlange? - Bei der Autoschlange ist das
Arschloch vorne! Großer Jubel und peinvolles Wegdrehen halten sich die Waage.
19h: Telefonat mit dem
Althauer, sich auf dem Weg zur Halle befindend: „Die Arschlöcher kamen letztes
Jahr doch auch zu spät!“ – „Nein, Vatter, das waren andere.“ – „Das sind auch
Arschlöcher!“
19.15h: Der bestens gelaunte
Kindesvater schreibt eine SMS, indem er auf seine gewohnt unsachlich-cholerische
Art den Kauf eines Edding 5000 sowie dessen Spende an den Herner EV ankündigt,
damit „diese Arschgeigen“ die Verspätung bereits an der Kasse vermerken können,
so dass der Kindesvater nicht – wie soeben geschehen - mit zwei räudigen Kindern die Halle betritt,
welche ob der zweistündigen Verspätung lautstark ihren Unmut kundtun und nur
durch portemonnaieschädliche Besuche der Hallengastronomie gebändigt werden
können.
19.30h: Die Schocker treten
bereits den Weg zur Halle an, nicht ohne ihre offenen Deckel liegen zu lassen.
Die Aktivisten räumen ebenfalls das Feld, Pappschilder wollen sortiert werden. Man
bestellt zum Bier etwas für seine GUTEN Freunde, kurbelt nebenbei die
griechische Wirtschaft etwas an und harrt entspannt den Dingen, die da wohl
noch so kommen.
19.45h: Die Stimmung ist
freundlich-entspannt, man wechselt vom Tresen zur Eckgarnitur neben dem
Eingang. Ein derzeit im Netz kursierendes Foto wird umhergezeigt; präsentiert
wird die Fassade eines Herner Markendiskounters, auf der mit schwarzer
Sprühfarbe die Mitteilung „AUSLÄNDER AUS!“ hinterlassen wurde. Scheiss LIDL -
gestern schon keine Kartoffeln und heute das… Für Erheiterung sorgte weiterhin
die Tatsache, dass die Narrenhände anstelle des As versehentlicherweise das N
mit Ä-Strichen versehen haben.
20.15h: Die Schockerrunde
kehrt von der Eishalle zurück, bestellt die offenen Deckel und ordert Bier zu
den Würfelbechern. Im Schlepptau befinden sich etliche weitere
HEV-Sympathisanten, die einfach mal woanders warten wollen. Die Übertragung des
Strassenfegers Irland-Deutschland tut ihr übriges.
20.30h: Die Kneipe ist brechend
voll, dennoch trudeln immer wieder Leute aus Richtung Gysenberg ein. Wir fragen
jeden, der ´reinkommt: „Wie hamse gespielt?“ Die Neuen setzen zu ernsthafter
Antwort an, identifizieren daraufhin die Fragensteller als volluniformierte
HEV-Anhänger und schleudern dem feixenden Mob ein grinsendes „Arschlöcher!“ entgegen.
Plötzlich kommt Unruhe am Tresen auf; jemand habe gehört der Bus sei da und
fragt uns ob das wohl stimme. Da wir gerade eine umfangreiche Bestellung
aufgegeben hatten, entgegneten wir, dass es sich ja wohl nur um den 323er
handeln könne; der Tresen bestellt sich geschlossen Bier.
20.45h: Die Regierung des
Schreibers dieser Zeilen berichtet von slapstickartigen Begebenheiten an der
Halle: sie beobachtet zwei Herren mit Gerstenkaltschalen. Plötzlich erhebt sich
explosionsartig die becherhaltende Hand des einen; das köstliche Nass schiesst
in den Herner Nachthimmel, nur um sich Sekundenbruchteile später über seinem
Besitzer zu ergiessen. In diesem Moment fällt ein kleiner, runder Gegenstand zu
Boden, der wie von Geisterhand unter dem Becher des Glücklosen erschien.
Zeitgleich beklagt der neben der Regierung stehende Zwölfjährige den Verlust
eines Minifussballs, der sich gerade noch an seinem Fuß befunden habe. Der
Vater des Kunstschützen erkennt blitzschnell die Brisanz der Lage und
interveniert meisterhaft, indem er den Sohnemann zum Bierwagen schickt, auf
dass er schleunigst Ersatz heranschaffe. Kritische Einwände des Knaben bezüglich
des Mindestalters für den Erwerb alkoholischer Getränke werden nicht akzeptiert
– wir reden schliesslich von einem Notfall.
21h: Telefonische Benachrichtigung:
Der Bus ist da! Plötzlich herrscht angenehme Panikstimmung; alles will zur
Halle, der Tresen ist vor zahlungswilligen Fans auf einmal derart gefüllt dass
wir mit unserer Bestellung kaum durchkommen. Die Schocker verschieben abermals
das Bezahlen ihrer Deckel und kommen somit am besten aus den Startblöcken.
21.15h: Die demokratische
Abstimmung darüber, ob sich ein Eishallenbesuch überhaupt noch lohne, fällt
denkbar knapp dafür aus und wird mit einem Abschlussgedeck besiegelt. Man hilft
sich gegenseitig in die Jacken, schlendert beschwingt zum Berg und ist
gemeinsam der Meinung dass dies bereits ein Abend ist, wie er schöner nicht hätte
geplant werden können.